· Montag, 06.10.2025 19:12 Uhr · Ski ·

Jubiläumsgrat – die etwas andere Eisenbeißer-Tour, am 20. und 21. September 2025

Eisenbeiser 2025


Ziel der fünften Tour der Eisenbeißer war der legendäre Jubiläumsgrat, der sich von der Zugspitze (2962 m) bis zur Albspitze (2628 m) in munterem Auf und Ab an einem einzigartigen Felsgrat 5,3 Kilometer und aufsummierten guten 800 Höhenmeter Gegenanstiege hinzieht. Den Gipfel der Zugspitze erreichten wir bequem mit der Zugspitzbahn. Hier direkt an der Bergstation beginnt die Tour. Sie ist mit um die neun Stunden angegeben. Allerdings bleibt einem bei dieser vorgegebenen Zeit nicht viel Spielraum zum trödeln, will man die Gondel zur Talabfahrt von der Albspitze schaffen. Der DAV (Deutscher Alpenverein) empfiehlt in seiner Tourenbeschreibung: wer nach etwa einer Stunde Gehzeit ein mulmiges Gefühl verspürt oder gar Schwierigkeiten hat, sollte unbedingt umkehren, denn ab hier geht es ins Eingemachte. A-Witsch (Alexander) Kiehlneker nahm sich diesen Rat zu Herzen, kehrte um und stieg von Garmisch-Partenkirchen auf die Alpspitze, um uns dort zu empfangen. Der Jubiläumsgrat ist kein Klettersteig, d.h. es gibt sehr wenige Seil- und Eisenversicherungen. Diese wenigen allerdings weisen Etappen bis zum Schwierigkeitsgrad D auf. Bergsteiger müssen bei diesem luftigen Unternehmen über absolute Schwindelfreiheit und Erfahrung im seilfreien Begehen von ausgesetzten Passagen verfügen. Darüber hinaus weist der Jubiläumsgrat auf seiner kompletten Länge immer wieder Kletterstellen in den Schwierigkeitsgraden I und II bis hin zu III− auf, die mitunter auch abgeklettert werden müssen. Es handelt sich hierbei um eine erstzunehmende Tour, die durchaus auf einer Stufe mit der Watzmann-Ostwand steht. Wir kamen recht flott voran, zunächst gab es keine Probleme. Dann nach etwa zwei Stunden stellten sich bei Luis (Dirk) Fischer massive Knieschmerzen ein. Das Tempo musste reduziert und mehrere Pausen eingelegt werden. Nach weiterer Verschlechterung der Situation entschied das Team Fischer (Luis, Tim und Nina) langsam bis zur Grießkarscharte (2463 m) weiter zu klettern und dann zur Höllentalangerhütte abzusteigen, um dort zu nächtigen. Das Team Baur/Meyer wollte derweil die Originaltour über die Alpspitze weitergehen. Doch die Zeit wurde knapp, denn die letzte Gondel am Fuße der Alpspitze fuhr um 17:30 Uhr hinab ins Tal nach Garmisch-Partenkirchen. Ein Wettlauf mit der Zeit begann. Rasantes Klettern auf den Gipfel der Alpspitze und auf der anderen Seite der Abstieg in gleichem Tempo über den dortigen Klettersteig. A-Witsch Kiehlneker, der an der Bergstation wartete, konnte freilich das Bergbahn-Personal nicht davon überzeugen, noch ein Weilchen auf uns zu warten. Es war knapp. Wir verpassten um 15 Minuten die letzte Talfahrt und mussten anschließend noch um die 1400 Tiefenmeter nach Garmisch-Partenkirchen absteigen, wobei wir glücklicherweise den letzten Abschnitt mit einem ortsansässigen Jäger im Kofferraum seines Geländewagens mitfahren durften. Nach 11,5 Stunden Gehzeit erwartete uns A-Witsch Kiehlneker im Tal mit kühlem Radler, dass wir sehr dankbar entgegennahmen, denn langsam begann die Dehydration. Dem Team Fischer erging es ungleich schlechter. Beim Erreichen der Grießkarscharte dämmerte es bereits und ein Abstieg zur Höllentalangerhütte (1387 m) war bei Dunkelheit – im oberen Bereich des Abstiegs ist es ein Klettersteig – nicht möglich. Man entschied sich in Richtung Osten hinab über das Grieskar, das letztendlich auch in Garmisch-Partenkirchen endet. Die Kniebeschwerden verstärkten sich in solchem Ausmaß, dass am Stuibensee (1900 m) ein Not-Biwak eingerichtet werden musste. Nach fast zwölf Stunden anstrengender Tour konnten die Fischers im Biwaksack dann zumindest etwas Schlaf finden, bevor sie am Morgen nach kurzem Aufstieg über den Bernadeinkopf (2144 m) letztendlich mit der Gondel nach Garmisch-Partenkirchen gelangen konnten. Zu guter Letzt versammelte sich die komplette Truppe im Seerestaurant Eibsee Pavillon zum Mittagessen. Man war sich einig: die fünfte Eisenbeißer-Tour war etwas ganz Besonderes und bleibt allen unvergesslich. Nina Fischer fügte hinzu: „Insbesondere die doch ziemlich kalte Nacht wird mir in Erinnerung bleiben!“.

 

Helmut Meyer

Das Bild zeigt die Eisenbeißer nach der Tour