· Montag, 14.04.2025 20:37 Uhr · Ski ·

Skitour auf den Piz Buin und Rauen Kopf in der Silvretta 6. – 8. April 2025

Bild Skiour Hemme 2025


Aufgrund des starken Booms an Skitouren, der sich während Corona entwickelte, sind die Alpenvereinshütten an Wochenenden über Wochen, ja Monate, ausgebucht. Für uns blieb kurzfristig daher nur die Möglichkeit, am Sonntag anzureisen und bis Dienstag zu bleiben.
Glücklicherweise konnten wir unsere Autos bei einem netten Hotelbesitzer in Wirl bei Galtür im Paznauntal für diese Zeit abstellen. Das ersparte uns eine umständliche Anfahrt von Galtür mit dem Skibus. Ab Wirl ist die Silvrettastraße im Winger gesperrt und fungiert als
Winterwanderweg und Langlaufloipe. Über die stiegen wir auf zur Bieler Höhe (2000 m). Ein Aufstieg, der sich zieht, und bei der kurzen Rast am Stausee stellten sich bei manchen bereits die ersten Blasen an den Füßen ein. Die wunden Stellen wurden vorsorglich abgeklebt. Dann ging´s weiter an der Ostseite des Stausees entlang und durch das Ochsental hoch zur Wiesbadener Hütte (2430 m), unserem Quartier. Wir waren alle froh, dort oben angekommen zu sein, denn ganz ohne war der Aufstieg nicht. Nach ca. fünf Stunden, 17 km und knapp 900 Höhenmetern bei schweißtreibenden Temperaturen und wenig zu trinken, gluckerten die gekühlten Weizen auf der Hüttenterrasse dann flott durch die Kehlen.

Der Piz Buin (3312 m) wird überragt von der riesigen Pyramide des Piz Linard (3410 m) und vom Fluchthorn (3397 m), die weit weniger bekannt sind. Er ist also nicht der höchste Berg in der Silvretta, aber der berühmteste. Nach ihm ist eine Sonnencreme benannt und früher sagte man zum Sonnenbaden auch pizbuinen. Er hat diese Berühmtheit verdient. Kommt man der schönen Pyramide mit den Skiern auf der vor ihm liegenden Hochfläche näher, beginnt das Bergsteigerherz höher zu schlagen. Reibungslos – fast reibungslos, denn Philip Döbler ging nach einem kleinen Sturz die Bindung auf, und er musste, um seinen Ski zu holen, sich durch teilweise hüfttiefen Schnee plagen – erreichten wir nach etwa vier Stunden und 900 Höhenmetern den Gipfel. Das Erlebnis war phantastisch! Kein einziges Wölklein am Himmel und ein Rundumblick in die Alpen, wie man ihn nur selten erleben darf. Und – wider Erwarten – waren die Temperaturen dort oben sehr angenehm und erlaubten uns eine ausgiebige Brotzeit mit Sonnenbad, pizbuinen also. Anschließend gab´s eine Skiabfahrt der Extraklasse. Über schier endlose Tiefschneehänge, auf dem zum Glück spaltenarmen Gletscher, erreichten wir dann gegen Abend wieder unser Domizil.

Direkt hinter der Wiesbadener Hütte führt ein steiler Hang in Richtung Osten zum Bieler Tal und zum Rauer Kopf (3101 m). Den gingen wir am Dienstagmorgen an. Neben den Steigfellen waren Harscheisen empfehlenswert, denn der Schnee war in der kalten Nacht hart gefroren. Die ca. 700 Höhenmeter bis zur Scharte des Rauen Kopf waren trotz der Harscheisen technisch herausfordernd. Umso beeindruckender die Leistung von Uwe Hartmann, der diese Etappe ohne Harscheisen bewältigte. Die schlummerten defekt in Neuffen. Wir kamen also auf der Scharte des Rauen Kopf an, montierten die Steigeisen und wollten die letzten 50 Höhenmeter über den Grat zum Gipfel des Rauen Kopf erklimmen. Doch nach etwa 30 Höhenmeter durchkreuzten rutschige Schneefelder und eine ausgesetzte senkrechte Rinne unser Vorhaben und wir beließen es beim Versuch. Es war kein Beinbruch, der herrliche Blick von dort oben hinab ins östliche Jamtal entschädigte dafür. Und darüber hinaus begann jetzt ein einmaliger Abfahrtspaß. Das Bieler Tal sucht seinesgleichen. Ca. sechs Kilometer ging´s hinab in Richtung Bieler Höhe, begleitet von Tiefschnee, herrlichem Firn aber auch technisch schwierigem Bruchharsch. Ab dem Silvrettastausee machte die Sonne den Schnee sulzig und die restlichen etwa sieben Kilometer zurück nach Wirl Schweiß treibend. Aber diese letzte kleine Anstrengung tat den phantastischen Tourentagen im wunderbaren Silvrettamassiv keinen Abbruch und wir genossen abschließend auf der Sonnenterrasse eines Hotels die wunderbaren Eindrücke dieser Gegend.

Helmut Meyer & Freunde
(Das Bild zeigt die Firnfreunde oberhalb der Wiesbadener Hütte)